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Die respektvolle Annäherung der Hunde im Bogen

Hast du schon einmal beobachtet, wie dein Hund einen Bogen macht? Vielleicht hat er schon einmal versucht, einer Situation aus dem Weg zu gehen, indem er einen großen Bogen um einen anderen Hund, eine Person oder einen Gegenstand gemacht hat. Doch warum tut er das? Hier erfährst du, in welchen Situationen das Bogenmachen völlig normal ist und wann es wichtig ist, deinen Hund genau zu beobachten.

Warum geht mein Hund im Bogen?

Hunde verbringen einen Großteil ihrer Zeit auf ihren Pfoten, denn sie sind, wie ihre Vorfahren, die Wölfe, von Natur aus Bewegungstiere. Daher zählt das instinktive Beschwichtigungssignal des „Im-Bogen-Gehens“ zu den bedeutendsten und stärksten Ausdrucksformen ihrer Körpersprache. Hunde erlernen in Bewegung sowohl Kommandos als auch erwünschtes oder unerwünschtes Verhalten. Dieser Lernprozess beginnt bereits in den ersten drei Wochen ihres Lebens, in denen sie mit ihrer Mutter und Geschwistern um Milch konkurrieren. Dabei eignen sie sich Beschwichtigungssignale in Form von Bewegungen an, wie beispielsweise das Abwenden, Zurückweichen oder Berühren. Aus diesem Grund ist es von großer Bedeutung zu verstehen, dass die Bewegungsfreiheit für einen Hund von essenzieller Bedeutung ist.

Im Bogen gehen senkt den Puls des Hundes

In diesem Video von DogPulseOrg werden die Ergebnisse einer Studie präsentiert, die zeigt, wie der Puls eines Hundes reagiert, wenn sich eine fremde Person direkt auf den Hund zubewegt, im Vergleich dazu, wenn sich die Person in einem Bogen annähert. Deutlich wird, dass das Bogen-Machen beruhigend auf den Hund wirkt, da die Person ein Beschwichtigungssignal sendet und somit keine Bedrohung darstellt. Im Bogen zu gehen, führt zu einer Senkung des Pulses des Hundes. Aus diesem Grund empfehlen wir, dass du deinem Hund gestattest, im Bogen auf andere Hunde zuzugehen, und dass du selbst ebenfalls im Bogen auf fremde Hunde zugehst.

Meeting a dog!
Im Bogen gehen ist für Hunde beruhigender und senkt den Puls. ©Dogpulse.org

Hunde gehen im Bogen aus Respekt

Eine respektvolle Annäherung an einen anderen Hund besteht darin, sich ihm in einem Bogen zu nähern. Dieses Beschwichtigungssignal ist äußerst effektiv und erklärt, warum Hunde oft positiv auf diese Annäherung reagieren, selbst wenn sie sich nicht kennen. Wenn ein Hund aufgrund bestimmter Umstände gezwungen ist, sich direkt zu nähern, beispielsweise weil er an der Leine ist, besteht die Möglichkeit, dass der andere Hund ihn als Bedrohung betrachtet und anfängt zu bellen. Darüber hinaus empfindet der Hund diese erzwungene Annäherung als unangenehm und wird sicherlich weitere Beschwichtigungssignale zeigen, wie beispielsweise das Überlecken der Schnauze.

Während eures alltäglichen Spaziergangs, wenn euch ein Artgenosse entgegenkommt, ist es wichtig, die Leine zu kontrollieren. Gleichzeitig solltest du genügend Abstand zwischen deinem Hund und dem anderen ermöglichen, und die Gelegenheit für beide Hunde schaffen, sich in einem Bogen zu entfernen. Du wirst sicherlich bemerken, dass dein Hund gegen die Leine drückt, wenn nicht genügend Platz ist, was darauf hinweist, dass er sich vom anderen Hund distanzieren möchte.

Hunde gehen im Bogen aufgrund von Unsicherheit

Hunde gehen nicht nur in einem Bogen, um sich zu begrüßen, sondern auch, wenn sie unsicher sind, ob von einem Hund, einer Person oder einem Gegenstand Gefahr ausgeht. Betrachten wir zum Beispiel eine fremde Person, die deinen Hund ruft, weil sie ihn streicheln möchte. Der normale und sicherste Weg für deinen Hund ist, zunächst zu überprüfen, ob diese Person möglicherweise gefährlich ist. Daher nähert sich dein Hund langsam und in einem Bogen an. Es besteht die Möglichkeit, dass er andere Beschwichtigungssignale zeigt, wie das Wedeln mit dem Schwanz oder das Senken des Kopfes.

Oft dehnen sich Hunde kurz bevor sie bei der Person ankommen. Wenn du solche Körpersignale bei einem Hund oder deinem Hund bemerkst, sei geduldig und warte darauf, dass der Hund auf dich zukommt. Dies kann zwar eine Weile dauern, aber es ist die höfliche Art und Weise der Annäherung eines Hundes. Darüber hinaus kannst auch du Beschwichtigungssignale verwenden, um den Hund Sicherheit zu geben. Du könntest dich hinhocken, öfter zur Seite schauen, blinzeln oder gähnen.

Unsicherheit beim Gassigehen

Während des Spaziergangs kann Ähnliches auftreten. Gelegentlich mag dein Hund unsicher sein, besonders wenn euch eine Menschenmenge entgegenkommt. An der Leine kann dies für deinen Hund stressig sein. Daher ist es ratsam, enge Straßen oder belebte Einkaufsstraßen zu vermeiden, wenn du das Gefühl hast, dass sich dein Hund unwohl fühlt. Alternativ kannst du mit ihm trainieren, dich abwenden, stehen bleiben, in eine ruhige Ecke gehen, dich auf eine Bank setzen und warten, bis er sich beruhigt hat. In solchen Situationen könntest du versuchen, ihm das „Sitz-Kommando“ zu geben (sofern er dies bereits zu Hause beherrscht). Denn stets gilt: Ein sitzender oder liegender Hund ist ein entspannter Hund. Das Sitzen ist auch ein Beschwichtigungssignal. Wenn es dir gelingt, dass er nicht fliehen oder sich bewegen möchte, zeigt dies, dass er bereit ist, sich hinzusetzen oder hinzulegen.

Bellen ist übrigens auch ein Zeichen von Unsicherheit, welches man abtrainieren kann.

Hunde gehen im Bogen, weil sie Angst haben

Wenn Hunde ängstlich sind, setzen sie auch Beschwichtigungssignale ein, zum Beispiel, indem sie im Bogen gehen. Hunde, die vor dem Staubsauger oder dem Besen Angst haben, stehen nicht einfach still, sondern sind konstant in Bewegung. Auf diese Weise fühlen sich Hunde sicherer, da sie die Situation besser kontrollieren können. Üblicherweise werden sie den Staubsauger nicht aus den Augen lassen und sich ständig im Bogen bewegen, ähnlich wie ein Boxer im Ring, der sich im Kreis bewegt.

Hunde sind Bewegungstiere! Sie sind ständig in Bewegung und lernen Kommandos, sowie jegliches Verhalten in Bewegung.

Warum geht mein Hund im Bogen auf mich zu?

Nähert sich dein Hund im Bogen, wenn du ihn rufst? Wie wir bereits erörtert haben, ist das „Im-Bogen-Gehen“ eines der von Turid Rugaas identifizierten Beschwichtigungssignale. Wenn dein Hund im Bogen auf dich zukommt, während du ihn rufst, könnte es darauf hindeuten, dass er deine angespannte Körpersprache spürt oder bemerkt, dass du verärgert bist. In solchen Fällen geht er möglicherweise im Bogen auf dich zu, wird wahrscheinlich langsamer, streckt sich vielleicht und bleibt sogar stehen.

Wenn dies geschieht, ist es ratsam, einen freundlicheren Ton anzunehmen und ihn keinesfalls zu schimpfen oder zu bestrafen, weil er länger braucht. Eine solche Reaktion könnte eure Hund-Mensch-Beziehung (*) belasten und dazu führen, dass er nicht mehr auf deine Rufe reagiert. Warum sollte er auch, wenn er bestraft wird, sobald er kommt?

In welchen Situationen kann ein Hund im Bogen gehen?

Wie du siehst, gibt es zahlreiche Situationen, in denen Hunde im Bogen oder Kreis um jemanden oder etwas herumgehen:

  • Dein Hund merkt, wenn du wütend bist oder wenn du mit ihm schimpfst und geht im Bogen auf dich zu. Du kannst aber lernen, sein Verhalten in positives zu verwandeln, ohne mit deinem Welpen zu schimpfen.
  • Hunde gehen im Bogen um laute Geräusche, wie Baustellen, Caterpillar, Maschinen, Traktoren, Autos, Lastwagen, Musik, Lautsprecher usw.
  • Sie umkreisen Gegenstände, die sich im Wind bewegen und sie unsicher fühlen lassen, wie Plastiksäcke, Mülleimer, Planen, Vorhänge, Jalousien, Blätter usw.
  • Aus Angst oder Unsicherheit gegenüber Personen, Menschengruppen oder fremdem Besuch.
  • Aufgrund von Furcht vor beweglichen Gegenständen wie Staubsauger, Besen, Mopp, Kabel usw.
  • Wenn ein Hund Angst vor dem Gassigehen hat.
  • Zur Begrüßung von anderen Hunden oder Menschen.
  • Allgemein aus Höflichkeit, um direkten Kontakt zu vermeiden.
  • Während des Hundetrainings aufgrund von Unsicherheit oder Überforderung.
  • Beim Abruf und Abruftraining, hier auf Kommando.
  • Beim Spielen.
  • Wenn du versuchst, deinem Hund die Leine, das Halsband oder das Geschirr anzulegen. (Tipp für ein passendes Hundegeschirr)