Gerade in dem Moment, indem man ein Foto vom Hund machen möchte leckt er sich über die Nase. Na toll! Warum macht er das genau jetzt? Wenn du dich das auch schon Mal gefragt hast, hat dein Hund ein Beschwichtigungssignal verwendet.
Warum lecken Hunde die Schnauze?
Beschwichtigungssignale der Hunde sind Gesten die deinen Hund in stressigen oder unangenehmen Situationen beruhigen bzw. mit denen er dich oder einen anderen Hund beruhigen will.
Wenn man dem Hund zu nahe kommt
Normalerweise ist die erste Reaktion eines Hundes den Kopf abzuwenden, wenn man ihm mit dem Handy oder der Kamera zu nahe kommt. Wenn das nicht weiter hilft lecken sich Hunde womöglich über die Schnauze. Das ist ein eindeutiges Zeichen, oder? Nur für die, die es verstehen! Wenn alles nichts hilft, fängt er vielleicht noch an zu gähnen.
All diese sind Beschwichtigungssignale und zeigen die, wenn sich Hunde unwohl fühlen. Es kann auch sein, dass sich dein Hund von der Kamera bedroht fühlt. Da es aber du bist, sein Herrchen bzw. Frauchen, geht er nicht weg, knurrt oder beißt nicht, sondern deutet nur an, und beschwichtigt die Situation. Er hält also durch und hofft, dass du verstehst, und sich die Spannung bald lockert.
Hunde lecken sich die Schnauze beim Haareschneiden
Manchmal kann die Fellhygiene, wie zum Beispiel das Haareschneiden, Scheren und Bürsten, zu einer Fars werden. Und vor allem, wenn man die Körpersprache der Hunde und die Beschwichtigungssignale noch nicht kennt.
Beim Haareschneiden oder Bürsten am Kopf oder der Barthaare verwenden Hunde oft diese Gesten: Gähnen, Niesen und vor allem sich über die Schnauze bzw. Nase schlecken.
Jetzt ist Vorsicht geboten, denn bei hastigem Arbeiten kann man schnell die sehr empfindliche Zunge verletzten.
Was tun, wenn sich mein Hund über die Nase schleckt? Wenn sich dein Hund über die Nase schleckt, während du seine Haare schneidest oder kämmst, musst du sehr vorsichtig sein. Versuche deinen Hund weniger festzuhalten. Er verwendet dieses Signal, weil er sich unwohl fühlt, deswegen musst du es ihm so angenehm wie möglich machen.
Hunde lecken sich die Schnauze beim Umarmen
Wir lieben unsere Hunde und da darf ein kurzes Drücken nicht fehlen. Aber halt! Warum schleckt sich der Hund plötzlich über die Nase? Umarmungen, Drücken, Küssen, Hochheben, etc. sind für den Hund nicht nur Einengung seines persönlichen Vitalbereichs, sondern ganz schlicht nicht natürlich. Die Körpersprache der Menschen ist in vielerlei Hinsicht für den Hund übertrieben. Für ihn ist es nicht notwendig sich zur Begrüßung zu umarmen oder die Stimme schrill zu erhöhen. Allerdings kennt er dich und hat sich an „deine Signale“ gewöhnt.

Das heißt jetzt nicht, dass du deinen Hund nicht mehr umarmen oder küssen sollst, sondern einfach nur, dass du dir der Beschwichtigungssignale bewusst wirst. Aber nicht nur du, sondern auch deine Freunde, Fremde oder Kinder, die deinen Hund streicheln oder hochnehmen wollen, sollten aufgeklärt werden.
Besonders für Kinder ist es wertvoll die Beschwichtigungssignale zu lernen, da diese die erste Stufe der Warnung sind. Sollten sie nicht respektiert werden, kann es zu weiteren Signalen, wie Knurren oder Lefzen Hochheben kommen. Die letzte Stufe wäre dann das Zubeißen, das wir ja auf jeden Fall verhindern wollen.
Wenn dein Hund etwaige Gesten, wie gähnen, niesen, sich strecken, sich schütteln, den Kopf oder Augen abwenden, den Bauch herzeigen, etc., musst du achtsam sein. Vor allem solltest du diese Signale und deinen Hund respektieren, ihn nicht überfordern, zum Beispiel, beim Hundetraining, oder mit Besuch. Schaffe hier einen Rückzugbereich damit er sich nicht zu sehr stresst.
Hunde lecken einem anderen Hund die Lefzen
Hier handelt es sich auch um ein Beschwichtigungssignal. Der Unterschied ist, dass dein Hund nun den anderen Hund besänftigen will. Hunde tun das zur Begrüßung, wenn sie freundlich zum Spielen einladen wollen oder wenn sie sich beim anderen entschuldigen.
Will mich mein Hund mit dem Lecken besänftigen?
Ja. Dein Hund verwendet jeden Tag Beschwichtigungssignale, auch Zuhause und bei dir. Beobachte deinen Hund genau, bestimmt hast du schon bemerkt, dass dein Hund wegsieht, wenn du mit ihm schimpfst. Oder wenn du ihn rufst: Sollte dein Hund bemerken, dass du wütend bist, wird er versuchen dich zu beruhigen. Es kann sein, dass er nicht versteht, dass du mit ihm schimpfst, sondern dass er glaubt, dass du gestresst oder unter Druck stehst. Dann wendet er den Kopf ab, streckt sich, pinkelt bevor er kommt, bleibt extra stehen oder geht langsamer.
Manchmal kann es passieren, dass wir unseren Hund beim Hundetraining, z.B. Sitz-Training, Platz-Training, etc., ungewollt überfordern. Aber mit Hilfe der Beschwichtigungssignale und vor allem nicht zu vergessen mit dem richtigen Loben, kann das Training Spaß machen und Erfolg versprechen.
Das sind keine Zeichen des Ungehorsams, sondern ganz klare Gesten dich zu beruhigen. Wieso sollte dein Hund auch Stress haben nach Hause zu gehen? Siehe auch: Mein Hund hat plötzlich Angst vorm Gassi gehen.
Manchmal ist das Leben verständlicher, es durch die Augen eines Hundes zu betrachten!
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