Eine Entführung in die faszinierende Welt eines kleinen Flatterwunders, das manchmal für einen winzigen Kolibri gehalten wird: Das Taubenschwänzchen! Der wissenschaftliche Name dieses beeindruckenden Insekts lautet Macroglossum stellatarum (Carolus Linnaeus 1758). Es gehört zur Familie der Schwärmer (Sphingidae) und ist somit ein Schmetterling, genauer gesagt ein Nachtfalter.
Inhaltsverzeichnis
Wie sieht das Taubenschwänzchen aus?
Wenn ihr das Taubenschwänzchen zum ersten Mal seht, werdet ihr wahrscheinlich denken, dass es sich um einen winzigen Kolibri handelt. Dieses Insekt hat einen schlanken Körper, der etwa 5-6 Zentimeter lang ist. Seine Flügelspannweite beträgt ungefähr 4-6 Zentimeter. Das auffälligste Merkmal ist jedoch sein rüsselartiger Saugapparat, der ihm den Spitznamen „Kolibri-Schwärmer“ eingebracht hat. Dieser lange Rüssel ermöglicht es ihm, Nektar aus Blüten zu trinken, ähnlich wie ein Kolibri.
Die Flügel des Taubenschwänzchens sind transparent und schimmern leicht, was ihnen ein zartes und elegantes Aussehen verleiht. Ihr Körper ist in verschiedenen Farbtönen von Braun, Grau und Rosa getarnt, was es ihnen ermöglicht, sich hervorragend in Blüten und Grünzeug zu verstecken.
Verhalten und Lebenszyklus
Taubenschwänzchen sind nicht nur Meister der Tarnung, sondern auch beeindruckende Flieger. Ihr Flugverhalten ähnelt dem von Kolibris. Die Flügel des Taubenschwänzchens schlagen in einer erstaunlichen Geschwindigkeit. Sie können ihre Flügel bis zu 70 bis 80 Mal pro Sekunde schlagen, was sie zu schnellen und wendigen Fliegern macht. Dieses schnelle Flügelschlagen ermöglicht es ihnen, in der Luft zu schweben und auf der Stelle zu bleiben, ähnlich wie es Kolibris tun. Diese Fähigkeit hilft ihnen, effizient Nektar aus Blüten zu sammeln. Dieses Verhalten hat ihnen den Namen „Hummingbird Hawk-Moth“ in Englisch eingebracht, was so viel bedeutet wie „Kolibri-Falkenmotte“.
Dazu gibt es eine interessante Studie: „Free hovering of hummingbird hawkmoth and effects of wing mass and wing elevation„, die sich mit der Untersuchung des Flugverhaltens von Taubenschwänzchen (Macroglossum stellatarum) während des freien Schwebens, beschäftigt und wie bestimmte Faktoren, wie die Masse der Flügel und die Flügelstellung, dieses Verhalten beeinflussen können.
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Was ihren Lebenszyklus angeht, so beginnen Taubenschwänzchen ihr Leben als Ei. Die Eier werden auf Pflanzen abgelegt, die von den Raupen gefressen werden können. Nachdem die Eier schlüpfen, entwickeln sich die Larven zu Raupen, die sich von den Blättern der Pflanzen ernähren. Diese Raupen sind grün und haben seitliche Streifen. Nach einer Weile verpuppen sie sich, und aus den Puppen schlüpfen schließlich die ausgewachsenen Taubenschwänzchen.
- Eiablage: Der Lebenszyklus des Taubenschwänzchens beginnt mit der Eiablage. Die weiblichen Taubenschwänzchen legen ihre Eier an bestimmten Pflanzen ab, die als Wirtspflanzen dienen. Zu den bevorzugten Wirtspflanzen gehören beispielsweise Labkraut (Galium), Fuchsschwanzgewächse (Polygonaceae) und Glockenblumengewächse (Campanulaceae). Diese Eiablage erfolgt in der Regel im Frühjahr oder Sommer, wenn diese Pflanzen blühen und Nahrung für die kommenden Larven bieten.
- Larvenstadium: Aus den gelegten Eiern schlüpfen die Larven, auch Raupen genannt. Diese Raupen haben einen grünen Körper mit seitlichen Streifen und ernähren sich von den Blättern ihrer Wirtspflanzen. Dieses Stadium dauert etwa zwei bis vier Wochen, währenddessen die Raupen kontinuierlich wachsen und sich häuten.
- Verpuppung: Nachdem die Raupen ausreichend gewachsen sind, treten sie in die Verpuppungsphase ein. Sie weben einen Kokon aus Seide und Pflanzenteilen, um sich darin zu verpuppen. Während der Puppenphase, die etwa zwei bis drei Wochen dauert, erfolgt die Transformation vom Larvenstadium zum erwachsenen Insekt.
- Adulter Lebenszyklus: Aus der Puppe schlüpft schließlich das erwachsene Taubenschwänzchen, das flugfähig ist. Diese erwachsenen Insekten ernähren sich von Nektar verschiedener Blüten, insbesondere von Blüten mit einem längeren Kelch, um ihren Rüssel effektiv einzusetzen. Die adulten Taubenschwänzchen sind während der wärmeren Monate aktiv und können mehrere Wochen bis Monate leben, je nach den Umweltbedingungen.
Der Lebenszyklus des Taubenschwänzchens ist stark von der Verfügbarkeit seiner Wirtspflanzen abhängig, da diese den Larven die notwendige Nahrung bieten. Die Eiablage erfolgt zu Zeiten, wenn diese Pflanzen blühen, was normalerweise im Frühjahr oder Sommer der Fall ist. Die genaue Dauer der einzelnen Zyklusabschnitte kann je nach Umweltbedingungen, Temperatur und Nahrungsverfügbarkeit variieren, beträgt jedoch in der Regel einige Wochen bis Monate, wobei die Puppenphase den längsten Teil ausmacht.
Lebensweise und Lebensraum
Taubenschwänzchen leben in verschiedenen Teilen Europas, Nordafrikas und Asiens. Ihr bevorzugter Lebensraum sind blumenreiche Gärten, Wiesen und Waldränder, wo sie leicht an Nektar gelangen können. Sie sind tagaktiv und fliegen besonders gerne in den wärmeren Monaten, wenn die Blütenvielfalt am größten ist.
Warum sind Taubenschwänzchen Nachtfalter, jedoch tagaktiv?
Taubenschwänzchen sind in der Tat ein faszinierendes Beispiel für tagaktive Nachtfalter. Diese scheinbare Diskrepanz in ihrem Verhalten hat mit ihrer Anpassung an bestimmte ökologische Nischen zu tun. Hier sind einige Gründe, warum Taubenschwänzchen Nachtfalter sind, aber dennoch tagaktiv:
- Flugverhalten und Nahrungssuche: Das Taubenschwänzchen hat ein Flugverhalten, das dem von Kolibris ähnelt. Sie sind ausgezeichnete Flieger und können in der Luft schweben, schnell ihre Flugrichtung ändern und auf der Stelle bleiben. Dieses Verhalten hat sich entwickelt, um effizient Nektar aus Blüten zu sammeln. Um diese Flugfähigkeiten optimal nutzen zu können, sind sie tagsüber aktiv, wenn Blumen geöffnet sind und Nektar verfügbar ist.
- Tarnung und Feinde: In der Nacht wären die Farben und Muster des Insekts weniger wirksam, da sie in der Dunkelheit nicht so gut erkennbar wären. Tagsüber sind ihre Farben und ihre äußere Erscheinung besser an die Blüten und Pflanzen angepasst, was ihre Tarnung vor potenziellen Feinden verbessert.
- Vermeidung von Konkurrenz: Indem sie tagsüber aktiv sind, vermeiden Taubenschwänzchen die Konkurrenz mit den meisten anderen nachtaktiven Insekten, die sich auf andere Beutequellen spezialisiert haben. Dies ermöglicht es ihnen, ungestört Nektar zu sammeln.
Welche Feinde hat das Taubenschwänzchen?
Obwohl Taubenschwänzchen aufgrund ihrer schnellen Flugmanöver schwer zu fangen sind, haben sie dennoch einige natürliche Feinde. Vögel, Spinnen und insektenfressende Tiere stellen eine Bedrohung dar. Ihre Tarnung und ihr Flugverhalten sind jedoch ausgezeichnete Überlebensstrategien.
Namensgebung und Besonderheiten
Die Namensgebung des Taubenschwänzchens ist wirklich interessant. Der Name „Taubenschwänzchen“ leitet sich von der Form seines Schwanzendes ab, das an die Schwanzfedern einer Taube erinnert. Der englische Name „Hummingbird Hawk-Moth“ bezieht sich auf die Ähnlichkeit mit Kolibris und Falken.

Was das Taubenschwänzchen so besonders macht, ist seine erstaunliche Anpassungsfähigkeit. Es hat gelernt, Nektar aus Blüten zu trinken, indem es seinen langen Rüssel in die Blütenkelche einführt und dabei in der Luft schwebt. Dieses Verhalten ähnelt stark dem von Kolibris und zeigt, wie erstaunlich die Natur sein kann, wenn es darum geht, sich an verschiedene Lebensräume und Bedingungen anzupassen.
Wo schlafen Taubenschwänzchen?
Taubenschwänzchen sind tagaktive Schmetterlinge, und während der Nacht ruhen sie normalerweise an geschützten Orten. Diese Ruheplätze dienen dazu, sie vor nächtlichen Gefahren wie Raubtieren und ungünstigen Witterungsbedingungen zu schützen. Sie sammeln sich manchmal zu Schlafgemeinschaften an tagsüber aufgewärmten Felsflächen, aber auch auf Pflanzen, unter Blättern, in hohlen Stangen, im Gebüsch, in Gebäuden oder Gartenzubehör.
- Pflanzen: Taubenschwänzchen können sich an Pflanzen, insbesondere an Stängeln oder Blättern, festklammern und dort ruhen. Dies bietet ihnen eine gewisse Tarnung und Schutz vor Fressfeinden.
- Unter Blättern: Sie suchen oft Unterschlupf unter großen Blättern, wo sie vor Regen und Wind geschützt sind. Dies bietet auch eine gewisse Isolation vor Kälte in kühleren Nächten.
- Im dichten Gebüsch: In dichtem Pflanzenbewuchs oder Büschen können sie sich in geschützten Nischen verstecken und ruhen.
- In Gebäuden oder Strukturen: Gelegentlich können Taubenschwänzchen in Schuppen, Garagen oder anderen Gebäuden Unterschlupf suchen, besonders wenn diese in der Nähe von blütenreichen Gebieten liegen.
- In Gartenzubehör: Manchmal nutzen sie Gartenmöbel oder Gartenzubehör wie Rankgitter als Schlafplätze.
Während der Nacht sind Taubenschwänzchen inaktiv und setzen ihre Stoffwechselrate herab, um Energie zu sparen. Dieses Verhalten ermöglicht es ihnen, ihre Energiereserven für ihre tagaktive Nektarsuche und andere Aktivitäten während des Tages aufzufüllen.

Können Taubenschwänzchen stechen oder beißen?
Nein, Taubenschwänzchen können nicht stechen. Diese Schmetterlinge haben keinen Stachel oder eine stechende Mundpartie wie einige andere Insekten, zum Beispiel Bienen oder Wespen. Stattdessen besitzen Taubenschwänzchen einen rüsselartigen Saugapparat, der es ihnen ermöglicht, Nektar aus Blüten zu trinken.
Der lange Rüssel des Taubenschwänzchens ist speziell angepasst, um tief in die Blütenkelche einzudringen und den Nektar zu erreichen. Sie verwenden diesen Rüssel, um Nahrung aufzunehmen, nicht aber, um zu stechen oder zu beißen. Taubenschwänzchen sind also für Menschen ungefährlich und stellen keine Bedrohung dar.
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Was macht das Taubenschwänzchen im Winter?
Das Taubenschwänzchen überwintert in der Regel nicht in unseren Breiten, da es sich um einen Wanderfalter handelt. Stattdessen wandern sie in wärmere Regionen, um den Winter zu überstehen.
Im Herbst, wenn die Temperaturen sinken und die Nahrungsknappheit beginnt, fliegen Taubenschwänzchen aus nördlichen Regionen, beispielsweise aus Mitteleuropa, in südlichere Gebiete. Viele von ihnen ziehen sogar bis nach Nordafrika oder den Mittelmeerraum. Dort finden sie mildere Winterbedingungen und können Nektar aus den Blüten der dortigen Pflanzen sammeln. Dieser Prozess wird als Zugverhalten bezeichnet.
Wie weit können Taubenschwänzchen fliegen?
Die Entfernung, die Taubenschwänzchen während ihrer Migration zurücklegen können, ist beeindruckend. Sie können Tausende von Kilometern fliegen. Einige Schätzungen gehen davon aus, dass sie in einer Saison bis zu 3.000 Kilometer oder mehr zurücklegen können. Diese erstaunliche Fähigkeit zur Langstreckenmigration ermöglicht es ihnen, geeignete Überwinterungsgebiete zu erreichen.
Was machen sie in ihrem Winterquartier?
Während ihres Aufenthalts in den Überwinterungsgebieten paaren sich die Taubenschwänzchen, und die Weibchen legen Eier. Mit dem Frühling kehren die adulten Taubenschwänzchen und deren Nachkommen wieder in die nördlicheren Gebiete zurück, um den Fortpflanzungszyklus erneut zu beginnen.
Dieses Verhalten ermöglicht es dem Taubenschwänzchen, den kalten Wintermonaten in wärmeren Gefilden zu entkommen und gleichzeitig die jeweiligen Lebensbedingungen optimal auszunutzen.
Die Studie „Migration patterns of the hummingbird hawkmoth Macroglossum stellatarum (Lepidoptera: Sphingidae) in the Eastern Mediterranean using radar and ring recoveries“, befasst sich mit den Zugrouten und Überwinterungsgebieten von Taubenschwänzchen. Sie zielt darauf ab, die Wanderbewegungen und Überwinterungsstrategien dieser Schmetterlinge zu verstehen.
Insgesamt ist das Taubenschwänzchen ein kleines Insekt, das uns mit seiner Schönheit und seinen faszinierenden Eigenschaften immer wieder überrascht. Wenn ihr in eurem Garten oder auf euren Spaziergängen eines dieser erstaunlichen Geschöpfe entdeckt, nehmt euch einen Moment Zeit, um es zu beobachten, und ihr werdet sicher genauso begeistert sein wie ich. Die Natur steckt voller Wunder, und das Taubenschwänzchen ist definitiv eines von ihnen.
Vielen lieben Dank für diese schöne, wie lehrreiche Excursion zu den „Minni-Kolibris“, darüber habe ich mich sehr gefreut, denn da wurden sehr schöne Erinnerungen bei mir wach:
Vor einigen Jahren verbrachten wir unseren Urlaub am Atlantik, in Frankreich; wir hatten dort eine relativ grosses Bauernhaus mit noch grösserem Garten und vielen Büschen gemietet gehabt. Als wir am ersten Morgen auf der Trrasse gefrühstückt hatte, da bemerkte ich aus dem Augenwinkel etwas, dass iwie abnormal war: ganz komische „Flick-Flack-Bewegungen“ in der Luft, an den Oleander(?)-Büschen.
Iwann sah ich dann das erste süsse Tierchen genau und rief zu meiner Freundin rüber:
Eeeey, guck mal- ein Kolibri!“
Wir dachten beide wirklich, dass das Minni-Kolibris sind… 😉
Erst zu Hause wider in Deutschland hatten wir dann rausbekommen, was das für wundervolle, wie niedliche, putzige Tierchen sind.
Vielen lieben Dank noch einmal, für diesen wunderschönen Bericht. 🙂
Hallo Sasha. Danke für deinen netten Kommentar. Wir freuen uns, dass dir der Beitrag zu den Taubenschwänzchen gefallen hat. Wir sind von den Kleinen auch total begeistert.
Ganz liebe Grüße.