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Beschwichtigungssignale: Wie kommunizieren Hunde und was sagt uns die Hundesprache?

Es ist nicht einfach, die Hundesprache hundertprozentig zu deuten oder zu übersetzen, trotzdem können wir versuchen unseren Hund besser zu verstehen, indem wir auf die Signale seiner Körpersprache achten und sie lernen. Hat dein Hund dir schon einmal ins Gesicht geniest, dir die Pfote aufgelegt oder beim Streicheln zum Gähnen angefangen? Wenn du herausfinden möchtest, was diese Gesten bedeuten, bist du hier auf Tierexperte.info richtig.

Welche Beschwichtigungssignale gibt es?

Wie erwähnt hat Turid Rugaas 30 Calming Signals der Hundesprache entdeckt. Wir unterteilen diese in Gesten des Kopfes, Gesten der Schnauze, der Pfoten, ganze Körperbewegungen und spezielle Mimik. Die genaue Bedeutung vom Beschwichtigungssignal hängt von der jeweiligen Situation ab.

Wir Menschen tun es auch, den Kopf oder die Augen abwenden, auf den Boden starren oder wegschauen, wenn uns etwas unangenehm ist. Auch Hunde verwenden diese Körpersignale mit dem Kopf und den Augen. Allerdings ist es gar nicht so einfach Augengesten wahrzunehmen, trotzdem sind diese die am häufigsten Beschwichtigungssignale unserer Hunde. Sie bestehen darin, den Kopf leicht oder ganz wegzudrehen, mit den Augen zu rollen, zu blinzeln oder gezielt zu zwinkern.

In welchen Situationen machen Hunde diese Kopf- und Augengesten?

  • Wenn wir ihrem Gesicht zu nahe kommen, oder wenn ein Objekt zu nahe kommt, wie z.B. das Handy zum Fotografieren.
  • Beim Umarmen.
  • Hochnehmen.
  • Wenn sie gegen ihren Willen festgehalten werden, z.B. bei der Fellpflege.
  • Hunde mögen es nicht, geküsst zu werden.
Beschwichtigungssignale: Kopf wegdrehen

Sehr starke Beschwichtigungssignale sind Gähnen, Niesen und sich über die Lefzen lecken. Diese sind Level 2 der Hundesprache, wenn die Kopfbewegungen und Augenmimik nichts gebracht haben.

Wann gähnen, niesen und lecken Hunde ihre Schnauze?

Hat das Kopfabwenden nichts gebracht, beginnen Hunde sich über den Nasenspiegel zu lecken, zu gähnen und zu niesen, weil diese noch sichtbarere Signale sind und hoffentlich vom anderen Hund oder vom Hundehalter besser erkannt werden. In folgenden Situationen verwenden Hunde diese sehr eindeutige Hundesprache:

  • Beim Haareschneiden und Kämmen.
  • Während dem Hundetraining, aufgrund von Überforderung oder weil dein Hund merkt, dass du ungeduldig wirst.
  • Bei Hundebegegnungen.
  • Beim Spielen.
  • Manchmal gähnen Hunde beim Streicheln. Vielleicht hat sich deine Hand ruckartig auf sein Gesicht zu bewegt.
  • Wenn du mit deinem Hund redest oder schimpfst.

Sich über die Schnauze zu lecken ist übrigens eine Art der Kommunikation, die häufig schwarze Hunde anwenden, viele Haare und / oder weniger sichtbare Augen haben und deren Gesichtsausdruck daher schwieriger zu erkennen ist. Die Zunge ist sichtbarer und das Calming Signal dadurch deutlicher zu verstehen.

Dieser Hund schleckt sich über die Lefzen, weil ihm die Kamera zu nahe ist, er noch dazu eine Sonnenbrille tragen muss und seine anderen Beschwichtigungssignale übersehen worden sind.

Während des Spaziergangs beobachten können wir oft beobachten, wie Hunde plötzlich stehen bleiben und eine Pfote heben. Dann verbringen sie eine Weile damit, zu lauschen und zu beobachten. Was bedeutet diese Körperhaltung der Hundesprache? Normalerweise heben Hunde eine Pfote, wenn sie etwas Interessantes riechen, sowohl beim Stadtspaziergang als auch im Wald.

Das liegt an ihrem natürlichen Jagdinstinkt. Wenn die Beute rennt, rennt der Hund hinterher und greift an, aber wenn die Beute anhält, erstarrt der Hund ebenfalls und hebt seine Pfote. Dieses Beschwichtigungssignal kann auch in anderen Situationen beobachtet werden. Es kann sein, dass dein Hund dieses Signal aus Angst, Unterwerfung oder Unwohlsein zeigt.

Beschwichtigungssignal: Pfote heben

Pfotengesten können aber auch Wohlfühlzeichen sein und somit etwas ganz anderes bedeuten. Legt dein Hund seine Pfote auf deinen Arm oder auf deinen Schoß auf, bedeutet das meistens, dass er gerade deine Nähe sucht oder sich sehr wohlfühlt. Da die Pfoten des Hundes sehr sensibel sind, würde ein Hund nie die Pfote geben oder auflegen, wenn er sich von der Person bedroht fühlen würde. Allerdings musst du die Situation selber einschätzen, denn es kann auch sein, dass dein Hund mit dieser Körpersprache anzeigen will, dass er Hunger hat, Gassi gehen muss, Aufmerksamkeit will oder dass er andere Bedürfnisse hat.

Diese Beschwichtigungssignale der Hundesprache sind meistens zum Stressabbau. Manchmal kann es schon passieren, dass wir es eilig haben, oder wir ungeduldig werden. Vor allem, wenn der Abruf nicht klappt und wir den Hund immer wütender rufen, um ihn wieder an die Leine zu nehmen, zeigt er plötzlich Gesten, die oft missverstanden werden. Dieses Verhalten beim Hund ist keine Ungehorsamkeit. Anstatt zu kommen, schnüffelt er noch ein bisschen, uriniert, bleibt stehen und beginnt sich zu schütteln. In diesem Fall solltest du deine Stimme senken, freundlich mit deinem Hund reden und nicht schimpfen. Hier hilft nur deine motivierende Körpersprache und das richtige Abruf-Training.

Je frustrierter und wütender du wirst, desto mehr Beschwichtigungssignale der Hundesprache wird dein Hund anwenden, um dich zu beruhigen. Er wird jedes Mal langsamer, setzt sich, legt sich hin oder fängt an sich zu kratzen.

Während des Hundetrainings verwenden Hunde oft Gesten, wie Schütteln und Strecken. Er will uns damit sagen, dass wir zu fordernd, ungeduldig, aggressiv sind, oder dass er nicht versteht, was wir von ihm wollen, oder dass er sich langweilt.

Warum geht mein Hund im Bogen um andere Hunde?

Der höfliche Weg sich einem anderen Hund zu nähern, besteht darin, sich in einem Bogen auf ihn zuzubewegen. Dieses „Calming Signal“ ist sehr stark und der Grund, warum Hunde dazu neigen gut auf andere zu reagieren, obwohl sie sich gar nicht kennen. Wenn ein Hund aufgrund eines Umstands gezwungen ist, sich direkt zu nähern, beispielsweise weil er an der Leine ist, kann es sein, dass der andere ihn als Bedrohung ansieht und anfängt ihn anzubellen.

Da Hunde Bewegungstiere sind und bei Angst flüchten, ist das Signal „im Bogen gehen“ für Hunde essenziell und noch wichtiger für dich es richtig zu deuten. Hunde gehen auch im Bogen auf Menschen zu, wenn sie sich unsicher fühlen und bewegen sich in einer Kurve um Objekte und Gegenstände, die Lärm produzieren, wie zum Beispiel, Staubsauger. Deshalb solltest du deinem Hund in diesen Situationen erlauben, im Bogen zu gehen, anstatt ihn durch eine Situation zu zwingen. Gehe mit ihm im Bogen auf Hunde zu und gehe Lärm, wie Baustellen aus dem Weg.

Die Spieleinladung der Hundesprache

Wenn höfliche Hunde oder Welpen spielen möchten, machen sie die typische Po-nach-oben-Haltung. Der Hund streckt seinen Po nach oben und senkt den Kopf. Manchmal bellen Hunde zur Spielaufforderung, oder damit sie Aufmerksamkeit bekommen. Hast du schon mal beobachtet, dass dein Hund während dem Spielen niest? Das ist keine eigenartige Angewohnheit von deinem Freund, sondern bedeutet, dass alles in Ordnung ist und das Spiel friedlich ist.

Das Beschwichtigungssignal der Spieleinladung ist eines der bekanntesten der Hundesprache. Tierexperte.info

Was bedeutet das „Splitting“ der Hundesprache?

Vor allem das „Splitten“ ist ein wichtiges und starkes Beschwichtigungssignal der Hundesprache. „Splitting“ kommt aus dem Englischen und bedeutet trennen. Sie tun es untereinander und mit ihrem Menschen. Wenn zwei Hunde wütend werden, geht ein anderer einfach dazwischen, um die Situation zu beruhigen. Das wird nicht aus nervig oder störend empfunden, sondern löst die dicke Spannung in der Luft.

Dieses Signal kannst du dir zunutze machen. Du kannst es anwenden, um deinem Hund das Bellen abzugewöhnen. Außerdem gibst du deinem Hund Sicherheit, wenn du zwischen ihn und eine für ihn gefährliche Situation gehst. Dazu hole deinen Hund auf deine andere Körperseite und verwende so selbst diese Körpersprache, wenn ihr bei einem bellenden Hund, einer Baustelle, Straßenlärm, Katzen, etc. vorbeigeht.

Hundesprache: Lächeln

Außerdem zeigen Hunde Beschwichtigungssignale, wenn sie sich nicht wohlfühlen, zum Beispiel, an Orten mit schlechter Energie.

  • 5 Schritte zu einer wohltuenden Hund-Mensch-Beziehung. Ein Arbeitsbuch für ein erfolgreiches Hundetraining für Anfänger und Fortgeschrittene – Level 1. Von Leigh Schneider.
  • Turid Rugaas ist eine der besten Hundetrainerin, die sich außerdem auf die Körpersprache und Beschwichtigungssignale der Hunde spezialisiert hat. Da sie aus Norwegen ist, ist ihre Seite auf Englisch.

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